Hornhauttransplantationen

In unserer Universitätsklinik für Augenheilkunde im Pius-Hospital sind wir unter anderem auf die Erforschung und Therapie von Hornhauterkrankungen spezialisiert. Neben der Diagnostik und der konservativen Behandlung steht die operative Versorgung auch komplexer Hornhauterkrankungen besonders im Fokus.

Die Hornhaut

Die Hornhaut wird auch als „Windschutzscheibe“ des Auges bezeichnet. Dieser gewölbte, durchsichtige vordere Teil des Auges besteht aus mehreren Schichten, die zusammen nur etwa einen halben Millimeter dick sind und keine Blutgefäße enthalten. Die Außenseite dient als Barriere gegen Keime und Fremdkörper, während die innerste Schicht die Transparenz der Hornhaut erhält. Weiterhin gewährleistet die Kornea gemeinsam mit der Linse eine optimale Lichtbrechung und damit eine gute Sicht.

Hornhauterkrankungen

Eine Schädigung oder eine Trübung der Hornhaut, z.B. durch Verletzungen, Verätzungen oder Infektionen kann zu einer deutlichen Verschlechterung der Sehfähigkeit führen, im schlimmsten Fall sogar bis zur Erblindung. Hornhautschäden sind die zweithäufigste Erblindungsursache weltweit. Menschen, die an einer Erkrankung ihrer Hornhaut leiden, können im Regelfall nur durch eine Transplantation geheilt werden.

Die Hornhauttransplantation ist die älteste und auch die am häufigsten durchgeführte sowie erfolgreichste Form einer Organ- bzw. Gewebeverpflanzung.

Transplantationen der Hornhaut

Besteht die Notwendigkeit einer Hornhauttransplantation, wird in einer sogenannten Hornhautbank der Augenkliniken ein passendes Transplantat gesucht. Hierbei handelt es sich um eine menschliche Hornhautspende. Doch nicht jeder kann sofort transplantiert werden, denn die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. So warten bundesweit derzeit circa 3.000 Menschen auf eine Spenderhornhaut. Die meisten Patienten müssen sich etwa ein Jahr gedulden, bis sie eine Spende erhalten. Jüngere Patienten warten meist jedoch erheblich länger. Da es für diese Patienten keine überbrückenden Ersatzbehandlungen bis zur Operation gibt – wie zum Beispiel die Dialyse bei Nierenerkrankungen – wirkt sich diese lange Wartezeit oft gravierend auf den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen und auch Ihrer Angehörigen aus. Ältere Menschen sind dadurch oft auf fremde Hilfe oder sogar auf das Seniorenheim angewiesen, da sie sich aufgrund des eingeschränkten Sehens oder der Erblindung nicht mehr selbst versorgen können. Für junge Menschen kann dies den Verlust des Arbeitsplatzes und die damit einhergehende Gefährdung ihrer sozialen Existenz bedeuten. 
Mit dem Ziel Hornhautspenden bereit zu stellen, arbeitet das Pius-Hospital mit der gemeinnützigen Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) zusammen. Weiter Infos finden sie hier.

Hornhautchirurgie

Je nachdem welcher Teil der Hornhaut geschädigt ist, operiert der Chirurg die Hornhaut entweder ganz oder teilweise heraus. Dann schneidet er die Spenderhornhaut passgenau zurecht und vernäht sie mit dem Auge des Patienten.

In der Augenheilkunde unterscheidet man zwischen perforierender und lamellärer Hornhauttransplantation (=Keratoplastik).

Perforierende Keratoplastik

Die Standard-Methode, um eine funktionsunfähige Hornhaut durch neues Gewebe zu ersetzen, ist die perforierende Keratoplastik. Dabei wird die gesamte Augenhornhaut ausgetauscht. Das Transplantat wird mit zwei sehr dünnen Nylonfäden befestigt. Diese Fäden verbleiben bis zu eineinhalb Jahre, um der Augenhornhaut ausreichend Zeit zur Heilung zu geben. Auch wenn es einige Erkrankungen gibt, die nur durch eine perforierende Keratoplastik behandelt werden können, kommen seit kurzem überwiegend die neuen minimalinvasiven lamellären Verfahren zum Einsatz.

Lamelläre Keratoplastik

Bei der lamellären Keratoplastik werden nur einzelne Schichten der Hornhaut beim Patienten ersetzt. Dies hat den Vorteil, dass nur erkrankte Hornhautschichten entfernt werden und somit gesundes Gewebe erhalten bleibt.

Die lamellären Verfahren sind minimalinvasiv und haben dadurch den Vorteil, dass sie viel schonender für das betreffende Auge sind. Der Wundheilungsprozess ist meist nach wenigen Wochen abgeschlossen. Nach dem Eingriff erhöht sich die Sehschärfe in der Regel deutlich schneller und es kommt viel seltener zu einer Abstoßungsreaktion.

  • DMEK
    Bei der DMEK (= Descemet membrane endothelial keratoplasty) werden die inneren Schichten der Hornhaut ersetzt. Zu den inneren Schichten gehören die Descemetmembran und die darauf befindlichen Endothelzellen. Der Vorteil gegenüber der perforierenden Keratoplastik liegt in der Vermeidung von Oberflächenproblemen, einer geringeren Hornhautverkrümmung, einem reduzierten Abstoßungsrisiko sowie in der schnelleren Rehabilitation des Patienten nach dem Eingriff.
  • DALK
    Bei der tiefen anterioren lamellären Keratoplastik werden alle Gewebeschichten der Hornhaut mit Ausnahme der Descemetmembran mit den darauf befindlichen Endothelzellen entfernt. Dieses Verfahren bietet sich bei Patienten an, bei denen ein Keratokonus (= fortschreitende Ausdünnung und kegelförmige Verformung der Hornhaut) oder oberflächliche Hornhautnarben diagnostiziert werden. Bei diesen Erkrankungen ist das Endothel in der Regel gesund und muss nicht ausgetauscht werden.

Künstliche Hornhäute (= Keratoprothesen)

Allerdings gibt es schwere Erkrankungen, bei denen eine solche Hornhautverpflanzung scheitert oder nicht erfolgversprechend ist. Dies sind zum Beispiel schwere Verätzungen oder Verbrennungen der Augenoberfläche, aber auch ein schwer trockenes Auge. In diesem Fall kann versucht werden, dem Patienten eine „künstliche Hornhaut“, eine sogenannte Keratoprothese einzusetzen, um die Sehfähigkeit zu verbessern. Die Verwendung von Keratoprothesen als Alternative zur Hornhauttransplantation gilt bis heute als letztes Mittel zur Behandlung schwerster Hornhauterkrankungen, bei denen Behandlungsversuche mit einer menschlichen Hornhauttransplantation bereits gescheitert sind oder nur eine äußerst geringe Aussicht auf Erfolg besteht. Aufgrund seiner Komplexität sollte dieser Eingriff immer in einer Einrichtung mit der entsprechenden Erfahrung vorgenommen werden. Die Prothese – hier gibt es verschiedene Varianten – wird ähnlich wie eine Spenderhornhaut eingenäht. Die Verwendung künstlicher Hornhäute befindet sich zurzeit noch in der Erforschung. Weitere Verbesserungen von Material, Verträglichkeit und Belastbarkeit der Prothesen sind zukünftig zu erwarten.

 

Letzte Aktualisierung: 05.10.2023