Die Universitätsklinik für Augenheilkunde im Pius-Hospital Oldenburg bietet ab sofort eine spezialisierte Sprechstunde für Menschen mit stark eingeschränktem Sehvermögen an. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten eine individuelle und umfassende augenärztliche Versorgung zu ermöglichen. In der Region ist das Angebot bislang einzigartig.
Die neue Sprechstunde ist im Schwerpunkt Strabologie, Neuroophthalmologie und Kinderophthalmologie angesiedelt und wurde durch das besondere Engagement von Julian Hormann, leitender Orthoptist der Universitätsklinik für Augenheilkunde, initiiert. „Viele Menschen mit stark eingeschränktem Sehvermögen stehen im Alltag vor großen Herausforderungen. Unsere Sprechstunde soll ihnen konkrete Hilfen an die Hand geben“, erklärt Julian Hormann.
Angesprochen sind insbesondere Menschen mit einer hochgradigen Sehbeeinträchtigung, bei der trotz bestmöglicher Brillen- oder Kontaktlinsenkorrektur kein ausreichendes Sehvermögen mehr erreicht werden kann. Dazu zählen Erwachsene ebenso wie Kinder – beispielsweise mit erblichen Netzhauterkrankungen wie Retinitis pigmentosa. Diese führt schleichend zu einer zunehmenden Einschränkung des Gesichtsfeldes, beginnend mit Nachtblindheit und später oft zu einem sogenannten Tunnelblick bis hin zur Erblindung. Auch altersbedingte Makuladegeneration, diabetische Netzhautschäden oder Glaukom zählen zu den häufigsten Ursachen für stark eingeschränktes Sehen. Manche Personen gelten dann bereits als blind. Dies trifft zu, wenn auf dem besseren Auge das Sehvermögen trotz Sehhilfe unter zwei Prozent liegt.
In der neuen Sprechstunde werden betroffene Personen mit modernster Diagnostik eingehend untersucht. Da diese Untersuchungen sehr zeitaufwändig sind, wird ausreichend Raum für persönliche Beratung und eine präzise Erfassung der Sehfähigkeit und des Vergrößerungsbedarfs geschaffen.
Nach der Diagnosestellung können gezielt Sehhilfen und sogenannte Low-Vision-Hilfsmittel ärztlich verordnet werden. Diese reichen von speziellen Lupenbrillen und Bildschirmlesegeräten bis hin zu elektronischen Geräten mit Texterkennung, Sprachsteuerung oder kontraststeigernden Displays. Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten eine möglichst hohe Lebensqualität und Selbstständigkeit zu ermöglichen. „Nach Artikel 5 des Grundgesetzes besteht hierzulande ein Recht auf Informationsfähigkeit. Dieses wollen wir mit der spezialisierten Sprechstunde unterstützen“, so Julian Hormann, der sich gemeinsam mit Oberarzt Dr. Thomas Lischka auch für die entsprechende Weiterqualifizierung in seinem Team eingesetzt hat.
Die neue Anlaufstelle ist in der Region bislang einzigartig. „Betroffene besorgen sich zum Teil eigenständig Hilfsmittel, was in Anbetracht des oftmals großen Leidensdrucks nachvollziehbar ist. Aber nur mit einer umfassenden augenheilkundlichen Diagnostik, wie wir sie in der Universitätsklinik für Augenheilkunde nun anbieten, kann die optimale Versorgung mit Hilfsmitteln erfolgen“, betont Dr. Thomas Lischka.
Untersuchungstermine können online über das Pius-Patientenportal angefragt werden.